Die Machnowschtschina, eine anarchistische Volksbewegung in der Ukraine 1917 – 1921. Vortrag von Ebbe Kögel, Mi, 7. September 2022, 19:30 Uhr, Glockenkelter Stetten

In den Jahren 1917 bis 1921 gab es – bei uns weitgehend unbekannt – eine anarchistische Volksbewegung in der Ukraine, die Machnowschtschina, angeführt und benannt nach Nestor Machno (1888 – 1934). Machno entstammte einer armen Bauernfamilie im Oblast Saporischschja (nordwestlich von Mariupol) und arbeitete schon als Jugendlicher auf den Höfen reicher Bauern und in einer Gießerei.

Durch die Russische Revolution von 1905 kam er in Kontakt mit Ideen der anarchistischen Theoretiker Bakunin und Kropotkin. Er wurde für entsprechende Aktivitäten inhaftiert und durch die Februarrevolution 1917 befreit.

Danach kehrte in seine Heimat zurück und organisierte die arme Landbevölkerung in der seit 1918 von der Sowjetunion losgelösten Ukraine. Es kam zu zahlreichen Enteignungen von Großgrundbesitzern, zur Errichtung anarchistischer Kommunen und zu einer bäuerlichen Partisanenbewegung. Diese verteidigte sich erfolgreich gegen massive Angriffe der reaktionären Mittelmächte Deutschland und Österreich und ihrer „weißen“ Armee. Das anarchistische Experiment mit seinen selbstständigen Räten, die sich auch der Bolschewisierung durch Moskau widersetzten, wurden schließlich von der Roten Armee unter Trotzki blutig niedergeschlagen.

Machno konnte den Massakern entkommen und starb 1934 im Pariser Exil.

An die Praxis und die Ideen einer freien anarchistischen Ukraine wollen heute weder die Machthaber in Moskau noch in Kiew erinnert werden.

Unkostenbeitrag: 6 Euro