20 Jahre Allmende – 500 Veranstaltungen – 25.000 BesucherInnen. Ein Rückblick

Unter dem folgenden Link ein Artikel zum Allmende-Jubiläum aus der Waiblinger Kreiszeitung vom 12. Mai 2025:
https://www.zvw.de/lokales/kernen/meinungsfreiheit-fast-ohne-schmerzgrenze-allmende-stetten-wird-20-jahre-alt_arid-954214

Und ein Link zu einem ausführlichen Artikel in der Kontextwochenzeitung vom 21. Mai 2025:
https://www.kontextwochenzeitung.de/gesellschaft/738/linke-lufthoheit-seit-1968-10256.html?pk_campaign=KONTEXT-per-EMail&pk_kwd=Ausgabe-738

Hier unser eigener, ausführlicher Rückblick auf 20 Jahre Allmende:
Die Allmende Stetten wurde 2005 gegründet, genauer gesagt am 9. April, dem Todestag des schwäbischen Widerstandskämpfers Georg Elser. Seit 2007 ist sie e.V. und seit 2008 vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt.

Kurzgefasst können wir sagen:

20 Jahre Politik + Kultur
500 Veranstaltungen
25.000 BesucherInnen

Als Ziele der Vereinsgründung wurden in der Grundsatzerklärung u.a. formuliert: „…politische und kulturelle Veranstaltungen und Aktionen zu organisieren, die sowohl auf die „große“ Politik als auch auf die Lokalpolitik Bezug nehmen. Global denken – lokal handeln. Lokal denken – global handeln!“

Der Begriff  ‚Allmende‘ leitet sich aus dem althochdeutschen ‚algimeiniga‘ = was allen gemein ist her und bezieht sich auf das in früheren bäuerlichen Gesellschaften übliche Gemeineigentum an Weideland, Wald und Wasser. Die Grundidee des Allmendlandes ist die Verhinderung der Nutzung von Gemeineigentum durch privatwirtschaftliches Profitstreben. Die ehemals agrarische Idee lebt heute u.a in dem Ausdruck „Wissensallmende“ (Wikipedia, Linux) weiter.

Im Sinne dieser Idee des Gemeinwohls ist Allmende ein programmatischer Name: Wir wollen uns für den Aufbau bzw. die Erhaltung einer Zivilgesellschaft einsetzen, die bewusst gemeinsames und selbstbestimmtes Handeln von Menschen fördert und unterstützt, die sich auf Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität gründet und die sich in ihrer inhaltlichen Ausrichtung an den Schwachen und Benachteiligten orientiert, als Kontrapunkt gegen die Vereinzelung und die Ellbogenmentalität eines entfesselten, marktradikalen Kapitalismus.

Die Allmende-Aktivitäten ruhen im wesentlichen auf sechs Säulen:

  1. Gespräche unter der Y-Burg
    Lesungen und Vorträge zu geschichtlichen und aktuellen politischen Themen. Hier hatten wir u.a. Thomas Gebauer (medico), Andreas Zumach, Wolfgang Lieb, Arno Luik, Niko Paech, Stephan Lessenich, Helma Sick, Katja Diehl, Ulrike Guerot, Gabriele Krone-Schmalz und Sevim Dagdelen zu Gast.
  • Provinzielle Lebenswege
    Eine Talkshowreihe, in der wir interessante Persönlichkeiten aus dem ländlichen Raum und ihren Lebensweg vorstellen, zum Beispiel Gotthilf Fischer, Boris Palmer, die Sladeks von den Elektrizitätswerken Schönau, Christel Köhle-Hezinger, Niels Kadritzke, Thomas Jorberg (GLS-Bank), Peter Härtling, Karl Ulrich, Alex Köberlein (Grachmusikoff) + Jörg, Mike und Frieder Schlaich.
  • Heimatkunde
    Früher ein Schulfach, in dem SchülerInnen die Geschichte ihres Heimatortes vermittelt wurde. Unsere Zielsetzung ist die kritische Erforschung und Darstellung unserer Lokal- und Regionalgeschichte und die Weitergabe an nachfolgende Generationen. Unsere Heimatkunde hat mehrere „Fächer“:
    a) Führungen, Vorträge und Seminare zur Heimatgeschichte, bisher über 150.
    b) Trockenmauerprojekt Yburg. Ziel dieses 2005 begonnenen und inzwischen vielbeachteten Projektes ist es, das Trockenmauergebiet in der Weinlage „Pulvermächer“ unterhalb der Yburg, zu erhalten und die uralte Trockenmauertechnik an nachfolgende Generationen weiterzugeben.
    c) Museumswengert. Im Sommer 2009 unterstützte die Allmende das Projekt des Öko-Weingut Jochen Beurer, neben der Yburg einen Weinberg anzulegen mit mittelalterlichen Rebsorten (z.B. Affenthaler, Heunisch, Schapatna), die vom Aussterben bedroht sind. Ziel ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt im Weinberg und der historischen Bewirtschaftungstechniken. 2013 wurde der Jungfernwein präsentiert, zusammen mit dem Fotobuch „Rettet die Reben“ und dem gleichnamigen Allmende-Film.
    d) Projekt Dorfgedächtnis. Ein Ton- und Filmprojekt, mit dem wir den Erfahrungsschatz und die handwerklichen und bäuerlichen Traditionen unserer Vorfahren dokumentieren und für nachfolgende Generationen erhalten wollen. Bisher wurden ca. 100 biographische Interviews geführt und 11 Filme fertiggestellt, die auch auf youtube.com zu sehen sind (unter den jeweiligen Titel-Stichworten): „d’Elis bachd“ (Trad. Brotbacken, über 300.000 Zugriffe!) und „Backen im Holzbackofen“ (Brotbacken nach Alter Mütter Sitte), „Oma, i will a Schmalzbrot“ (Geschichte der Glockenkelter), „Rettet die Reben“ (Museumswengert), „Wasser, Wein und Wirtschaftswunder“ (Wirtschaftsgeschichte Unteres Remstal), „Die Dorfmühle zu Stetten“, „Karl Haidle-Hondert“ (Ein hundertjähriges Leben), „Die Teichmanns – Ein Leben für die Menschlichkeit“ (NS-Widerstand), „Stetten.Grafeneck.1940 – Eine Busfahrt in den Tod“ (Behindertenmorde Anstalt Stetten, 110.000 Zugriffe) und „Fasnetskiachla“ (alter Faschingsbauch).
    Aus der Allmende heraus entstand 2015 die David Pfeffer Geschichtswerkstatt, benannt nach dem Stettener Spielmann und Kritiker der Obrigkeit David Pfeffer (1769-1842).
    e) Backtage
    Seit 2013 führen wir regelmäßig Backtage im Holzbackofen des Stettener Backhäusles durch. Inzwischen (Mai 2025) sind wir bei der Nummer 92 angekommen.
  • Allmende Communale
    Vorträge und Diskussionen zur Kommunal- und Regionalpolitik, z.B. Veranstaltungen zum Thema Rekommunalisierung des Stromnetzes, zum Wohnungsbau, zum umstrittenen Großprojekt Stuttgart21 (2011 mit Gründung von „K21 Kernen – Verein zur Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs“) und der WählerInnenvereinigung „Parteifreies Bündnis PFB“, seit 2014 im Gemeinderat Kernen vertreten.
  • Allmende Internationale
    Hier beschäftigen wir uns mit internationalistischen Themen und holen interessante Menschen aus der ganzen Welt nach Stetten. Zu Gast waren bisher u.a. die italienische Journalistin Giuliana Sgrena, die kenianische Friedensaktivistin Fatuma Abdulkadir Adan, der südafrik. Anti-Apartheid-Kämpfer Denis Goldberg, Natascha Wodin (Mariupol) und Ruth Weiss (Südafrika).
  • Allmende Kinematograph
    Im „Kinematograph“ (frühere Bezeichnung für das Kino) zeigen wir sowohl unsere eigenen Filme als auch andere interessante Dokumentar- und Spielfilme. Auf Initiative der Allmende entstand Ende 2012 das „Kommunale Kino Kernen“.
  • Kooperationen
    Wer die Allmende unterstützt, praktisch, ideell oder finanziell, kann mehr oder weniger evangelisch oder katholisch sein oder FreidenkerIn, liberal oder konservativ – es gibt bei uns weder eine selig machende noch eine verbindliche theoretische, weltanschauliche, religiöse oder ideologische Grundlage. Vielfalt und Unabhängigkeit sind unsere Stärken. Für Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit gibt’s bei uns keinen Platz. Willkommen sind alle, die laut werden, tolerant bleiben, Zivilcourage haben und sich einmischen!
    Aufbauend auf diesen Grundsätzen waren die Veranstaltungen der Allmende von Anfang breit und vielfältig angelegt, in Zusammenarbeit mit verschiedensten gesellschaftlichen bzw. lokalen Gruppen.
    Dazu gehören z.B.: David-Pfeffer-Geschichtswerkstatt, Kommunales Kino Kernen, das Parteifreie Bündnis PFB, K21 Kernen. AK Solidarische Welt, AK Asyl, Nachhaltiges Kernen, C2C Kreislaufwirtschaft, BUND, Kernen-Masvingo-Gesellschaft, Parteifreies Bündnis, KuKuK, TV Stetten, Mosernachmittag, Rumold-Realschule, Gemeindebücherei, VHS Unteres Remstal, Weingüter Beurer + Haidle, Amnesty International, AnStifter Stuttgart, Friedeninitiative Waiblingen, Aufbruch zum Frieden Kernen, Lern- und Gedenkort Hotel Silber, Haus der Geschichte Stuttgart, Mobiles Kino.
  • Auszeichnungen
    Die Aktivitäten und Projekte der Allmende wurden schon mehrfach ausgezeichnet. Die Filme aus dem „Projekt Dorfgedächtnis“ (insbesondere „Oma, i will a Schmalzbrot“) mit dem Landespreis für Heimatforschung 2014 und dem Kulturlandschaftspreis 2023 für das Trockenmauerprojekt Yburg.
  • Finanzen
    Die Allmende finanziert sich überwiegend aus Eintrittsgeldern und Spenden. Eine institutionelle Förderung gibt es nicht, außer dem jährlichen allgemeinen Vereinszuschuss der Gemeinde Kernen in Höhe von 110 Euro.
    Für Vorträge, Filme und Projekte kommen gelegentlich Zuschüsse von Stiftungen dazu, z.B. Bürgerstiftung, Aktion Mensch.
    Ein großes Problem für die Allmende sind die hohen Mietkosten für die Glockenkelter (normalerweise mindestens 350 Euro pro Abend) sowie seit 2020 die Weigerung der Gemeinde Kernen, uns den Keller des Heimatmuseums zu vermieten (früher 20 Euro Miete). Obwohl dieser Keller seit den 1980er Jahren Hunderte Mal für Veranstaltungen und Vorträge genutzt wurde. Auch die Allmende mietete ihn von 2005 bis 2020 fast 100 Mal ohne Probleme

  • Publikum + BesucherInnenzahlen
  • Das Allmende-Publikum ist aufgrund der unterschiedlichen Betätigungsfelder sehr vielfältig. Es kommt ungefähr zur Hälfte aus Stetten (insbesondere bei heimatgeschichtlichen Vorträgen und Führungen). Der Rest kommt aus der näheren (Remstal, Rems-Murr-Kreis), bei bestimmten Veranstaltungen auch aus der weiteren Umgebung (Region Stuttgart). Es handelt sich um ein überwiegend älteres Publikum (Ü50).
  • Zu 508 Veranstaltungen (bis 30.4.2025) kamen insgesamt 24.489 BesucherInnen. Das ergibt eine durchschnittliche BesucherInnen-Zahl von 48 Personen.
  • Bestbesuchte Veranstaltung war der Besuch von Jochen Hasenmayer mit seinem Blautopf-Minitauchboot im Freibad Stetten am 5.8.2006 mit 750 ZuschauerInnen.
  • Gefolgt von der Filmpremiere „Schmalzbrot“ am 22.4.2012 mit 350, Boris Palmer am 31.1.12018 mit 250, den beiden Dr. Hessenbruch Vorträgen am 9.7. + 16.7.2021 mit insg. 460, Gabriele Krone-Schmalz am 28.4.2023 mit 200 und Ulrike Guerot am 3.6.2023 mit 180 BesucherInnen.
  • Die Filmpremieren aus dem Projekt Dorfgedächtnis erreichen regelmäßig 100 Interessierte und mehr.

    Öffentlichkeitsarbeit
  • Die Allmende schreibt regelmäßig jede Woche einen Beitrag im Mitteilungsblatt der Gemeinde Kernen. Seit Gründung 2005 sind das 47 Beiträge pro Jahr, insgesamt also fast 1.000 Beiträge.
  • Des weiteren verschicken wir alle 6-8 Wochen einen Email-Rundbrief an ca. 500 EmpfängerInnen. Hier sind wir inzwischen beim Rundbrief Nr. 175 angekommen.
  • In den sozialen Medien ist die Allmende nicht vertreten, allerdings mit einer Webseite www.allmende-stetten.de
  • Mit den örtlichen Zeitungen ist es schwierig.

Spenden (gegen Spendenquittung) sind auch immer herzlich willkommen:
Kreissparkasse Waiblingen, Allmende Stetten e.V., IBAN: DE49 6025 0010 0015 0561 97

Kontaktadressen:
1. Vorsitzender Ebbe Kögel, Heidenäcker 1, 71394 Stetten im Remstal, Tel. 07151.42866
info@allmende-stetten.de
2. Vorsitzender Luigi Colosi, Cannstatter Str. 19, 71394 Rommelshausen,
Tel. 0176.4909 1672

Eine Aktion unbekannter KünstlerInnen im Jahre 2010. Stuttgart21 ist immer noch nicht fertig – wird es je fertig werden? Foto B. Moritz