Donnerstag, 4. September 2025, 19 Uhr, Württ. Kunstverein Stuttgart. Buchvorstellung Annette Ohme-Reinicke: „Soziale Bewegungen – Ursprünge und aktuelle Formen“

Die Bezeichnung ‚Soziale Bewegung‘ tauchte erstmals im Zusammenhang der Französischen Revolution auf. Gemeint war damit jener Prozess, in dem Menschen die Überzeugung gewinnen, dass ihr Schicksal nicht von höheren Gewalten, wie Göttern oder kirchlichen Herrschern, festgelegt wird, sondern dass sie es selbst sind, die die gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmen können.
Als Höhepunkt in der Entwicklungsgeschichte Sozialer Bewegungen galt lange Zeit gemeinhin die (gewerkschaftliche und nicht-gewerkschaftliche) Arbeiterbewegung, die (zumindest in Deutschland) durch die NS-Diktatur zerschlagen wurde.
Im Gefolge der Studenten-, der Ökologie- und Frauenbewegung der 1960er Jahre entstand der Begriff der „Neuen Sozialen Bewegungen“. Gemeint waren damit die nicht-parteiförmig organisierten links-alternativen Protestgruppen. Auch die Bewegung für selbstverwaltete Jugendzentren (wie in Stetten) gehörte dazu.
Als theoretisches Problem sollte sich jedoch bald erweisen, dass stillschweigend unterstellt wurde, ‚Neue Soziale Bewegungen‘ seien von sich aus emanzipatorisch und daran orientiert, ‚der Demokratie‘ zu sich selbst zu verhelfen. Diese Auffassung wurde in jüngster Zeit sowohl von den neuen Bürgerbewegungen als auch von den neuen rechten Bewegungen in Frage gestellt, sodass der Begriff der sozialen Bewegung neu bestimmt werden müsste.
Dieser Band, der im Juni 2025 im Schmetterling-Verlag erschien, gibt eine Übersicht über die Begriffsgeschichte Sozialer Bewegungen und rückt dabei ‚die Sache selbst‘ in den Mittelpunkt: die Befreiung des Menschen durch ihre aktive Tätigkeit in Rahmen dieser Bewegungen und im Streit um die besten Lebensformen.
Auf dieser Grundlage gibt es nun Ansätze für ein neues Verständnis und eine weiterführende Begriffsbildung sozialer Bewegungen, die die Autorin in einem Ausblick vorstellen wird.
Eine Veranstaltung der AnStifter Stuttgart (www.die-anstifter.de) und des Netzwerks gegen Rechts, für eine bessere Demokratie
Moderiert wird der Abend von Nisha Toussaint-Teachout (Fridays for Future). Sie war (zusammen mit Charlotte von Bonin) im Rahmen des Gemeinderatswahlkampfes des Parteifreien Bündnisses (PFB) im März 2019 im Bürgerhaus Kernen zu Gast..
Annette kam schon zwei Mal zu Allmende-Veranstaltungen nach Stetten: im April 2012 mit ihrem Stuttgart21-Buch „Das große Unbehagen“ und im März 2015 (zusammen mit Michael Wilk) über die „Mitmachfalle“ für politische Bewegungen.

Annette Ohme-Reinicke, Foto privat
Nisha Toussaint-Teachout (links) + Charlotte von Bonin, 20.3.2019, Bürgerhaus Kernen, Foto Wolfgang Rüter