Pressemitteilung Allmende Stetten – Der 9. April – Ein besonderer Tag. 15 Jahre Allmende Stetten

Es war der 9. April 1945, als auf besonderen Befehl Hitlers an verschiedenen Stellen im NS-Deutschland Menschen, die sich gegen den Diktator gestellt hatten, zum Teil bestialisch ermordet wurden. Es waren dies General Hans Oster, Admiral Wilhelm Canaris, der Offizier Ludwig Gehre und Heeresrichter Karl Sack. Sie wurden im KZ Flossenbürg zu Tode gequält. Die Hinrichtung dauerte viele Stunden, die strangulierten Opfer, alle unbekleidet, um sie zu demütigen, wurden wiederbelebt, um ihren Todeskampf zu verlängern. Ebenfalls in Flossenbürg starb Dietrich Bonhoeffer, der profilierteste Vertreter der „Bekennenden Kirche“. Sein Vermächtnis sind die wunderbaren Verse, die er zum Abschied an seine Frau schrieb „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. In Plötzensee wurde Ewald von Kleist hingerichtet. Im KZ Dachau wurde der schwäbische Schreiner Georg Elser hinterrücks erschossen. Aufgrund seiner Erkenntnis „Hitler bedeutet Krieg“ wollte er mit seinem Attentatsversuch im Münchner Bürgerbräukeller den Zweiten Weltkrieg verhindern.

Zur Erinnerung an diese mutigen Menschen wurde am 9. April 2005 die Allmende Stetten gegründet. In der Gründungserklärung heißt es: „Allmende heißt ein neuer Verein für Politik und Kultur. Er hat sich zum Ziel gesetzt, politische und kulturelle Veranstaltungen und Aktionen zu organisieren, die sowohl auf die “große” Politik als auch auf die Lokalpolitik Bezug nehmen.

Allmende (altdeutsch für ‚allgemeinde‘ = was allen gemein ist) war in früheren Zeiten das von allen Mitgliedern einer Gemeinde gemeinsam genutzte und verwaltete Land, z.B. Viehweiden, Wald und Wasser. Im Zuge der Herausbildung von bäuerlichem Privateigentum im 19. Jahrhundert wurden die Allmenden in den Hintergrund gedrängt oder ganz aufgelöst.

Allmende ist ein programmatischer Name, er soll bewusst gemeinsames, solidarisches Handeln von Menschen fördern und unterstützen, als Kontrapunkt gegen die Vereinzelung und die Ellbogenmentalität eines entfesselten, marktliberalen Kapitalismus.“

Die Allmende-Aktivitäten ruhen im wesentlichen auf sechs Säulen:

1.Gespräche unter der Y-Burg, mit Lesungen und Vorträge zu geschichtlichen und aktuellen politischen Themen. 2. Provinzielle Lebenswege, bei denen interessante Persönlichkeiten aus dem ländlichen Raum vorgestellt und befragt werden. Ziel des 3. Bereichs Heimatkunde ist die kritische Erforschung und Darstellung der Lokal- und Regionalgeschichte. Dazu gehören Führungen, Vorträge und Seminare zur Heimatgeschichte, das Trockenmauerprojekt Yburg und der Museumswengert und vor allem das Projekt Dorfgedächtnis: Ein Filmprojekt, mit dem dörflichen Erfahrungen bzw. handwerkliche und bäuerliche Traditionen dokumentiert und für nachfolgende Generationen erhalten werden. 4. Säule: Allmende Communale, mit Vorträgen und Diskussionen zur Kommunal- und Regionalpolitik. 5. Säule: Allmende Internationale, mit interessanten Gästen aus aller Welt. Und schließlich die 6. Säule, der Allmende Kinematograph, mit der Vorführung von wichtigen Dokumentarfilmen.

In 15 Jahren hat die Allmende insgesamt 375 Veranstaltungen mit insgesamt über 19.000 BesucherInnen organisiert. Darunter waren z.B. Vorträge mit Boris Palmer, Jutta Ditfurth, den Sladeks aus Schönau, Lesungen mit Peter Härtling und Martin Kalusche, der Blautopf-Taucher Jochen Hasenmayer mit seinem Mini-U-Boot im Freibad Stetten (siehe Foto), „Provinzielle Lebenswege“ mit Jörg und Frieder Schlaich, 50 Backtage im Holzofen des Stettener Backhäusles (davon zwei mit dem Loretto-Bäcker Günne Weber), zahlreiche Führungen zur Dorf- und Weinbaugeschichte, 11 Dokumentarfilme aus dem Projekt Dorfgedächtnis (u.a. „d’Elis bachd“, Karl Haidle Hondert“ und „Stetten.Grafeneck.1940“), ausgezeichnet mit dem „Landespreis für Heimatforschung“. Und nicht zuletzt eine Demonstration zum 500. Jahrestag des Remstäler Bauernaufstandes des „Armen Konrad“.

Und nach der Corona-Pause geht es weiter!